Wie Phönix aus der Asche

Mit ihrem eigentlichen Namen sprach Isabelle Müller ihre Mutter nie an, erzählt sie zu Beginn der Lesung. „Ma Loan“ nannte sie sie stattdessen, zu Deutsch „Mutter Phönix“. Ein Name, den Loan sich nach unzähligen Schicksalsschlägen selbst gegeben hat – als Symbol dafür, dass man im Leben immer wieder aufstehen muss. Anschaulich beschreibt die Autorin dem Publikum die Umstände, unter denen Loan in Vietnam aufgewachsen ist. Von Kindesbeinen an erfuhr diese Gewalt und Unterdrückung und genoss als Frau weder Rechte noch Bildung. Als Loan sich mit einer Zwangsheirat konfrontiert sah – im Austausch gegen nichts als ein paar Tiere sollte sie in die Ehe verkauft werden – nahm sie ihr Schicksal schließlich selbst in die Hand und lief mit knapp zwölf Jahren von zu Hause weg. Voller Mitgefühl lauschte das Publikum den Geschichten der entschlossenen Vietnamesin auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. „Die Frau hat mindestens zehn Leben gehabt“, kommentiert Müller lachend die abenteuerlichen und nicht selten lebensgefährlichen Erlebnisse ihrer Mutter. „Sie hat aus den Lektionen des Lebens gelernt und sich immer weiter fortbewegt.“