Vom Allerwertesten abgespart
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Das Geld in Knittlingen ist knapp, weshalb museumsreife Rathausstühle in die Verlängerung gehen
Knittlingen. Wenn eine Sitzung im Jahr grundsätzlich nicht im Verdacht steht, vergnügungssteuerpflichtig zu sein, dann ist es jene, in der der Knittlinger Haushalt beraten wird (siehe auch Bericht auf Seite 9). Zuweilen quälend gestaltet sich die Diskussion um einzelne Punkte, die als mögliche Investitionen aufgelistet sind. Sollten Archäologen jemals den Block der Berichterstatterin ausgraben, werden sie – von Seite zu Seite mehr – ebenso naive wie talentfreie Kunst an den Rändern entdecken, die vom wachsenden Maß der Verzweiflung der Zuhörerin Zeugnis ablegt. Mehr als drei Stunden lang wird einerseits der Sparwille dadurch manifestiert, dass beispielsweise die Anschaffung von 4300 Euro teuren Geschwindigkeitsmesstafeln hinterfragt wird. Andererseits überbieten sich manche Gremiumsmitglieder später mit Vorschlägen für einzustellende Planungsraten im vier- bis fünfstelligen Bereich.
Wer will diesen Sitz erobern? Foto: Becker
Um nicht ungerecht zu sein: Die Stadträte waren am Dienstag durchaus bereit, die Ausgabenseite zu entlasten – und sparen sich Geld quasi am eigenen Leib ab. 38900 Euro hatte die Kämmerin vorgesehen für eine neue Konferenztechnik inklusive Lautsprecherboxen im Sitzungssaal. 63100 Euro hatte sie für neue Stühle einkalkuliert. Doch genau hier setzten Sprecher verschiedener Fraktionen den Rotstift an. Zuerst plädierte Jörg Steinhilper (SPD) dafür, die Anschaffung der Konferenztechnik aufzuschieben, und erntete sofort Zustimmung von Frank Knodel (Alternative Liste), der die Notwendigkeit generell in Zweifel zog und Klaus Meiser ebenfalls beipflichtete. Der CDU-Sprecher riet, auch die Stühle 2019 noch nicht zu erneuern. Schließlich könnten im Sommer, wenn im Obergeschoss des Rathauses zuweilen tropische Temperaturen herrschen, Sitzungen ins Steinhaus oder in die Stadtteile verlegt werden. „Seit fünf Jahren führen wir nun diese Diskussion“, wandte sich Bürgermeister Heinz-Peter Hopp gegen das erneute Aufschieben der Maßnahme, „die Stühle sind museumsreif.“
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