Selbstjustiz mit der Säge
Archiv
Bürger wirft der Stadt Knittlingen Untätigkeit vor und fällt einfach selbst eine Eiche auf einem städtischen Grundstück
Maulbronn/Knittlingen. Zur Selbstjustiz mit der Säge hat ein 74-jähriger Knittlinger im Februar 2019 gegriffen, als er auf einem städtischen Grundstück eine angeblich 35 Jahre alte und acht Meter hohe Eiche gefällt hat. Für die Staatsanwaltschaft ein klarer Fall von Sachbeschädigung, der dem Mann einen Strafbefehl bescherte. Den wollte er allerdings nicht akzeptieren. Deshalb musste der Fall am Donnerstag vor dem Amtsgericht Maulbronn aufgerollt werden.
„Ich bin der Angeklagte und der Verteidiger, wo muss ich mich hinsetzen?“, bat der Knittlinger erst einmal um eine kleine Orientierungshilfe und machte gleich auf seine Doppelrolle in eigener Sache aufmerksam. Auch wenn er keinen Juraabschluss in der Tasche hat, hatte er sich auf seinen Fall bestens vorbereitet und versuchte Amtsgerichtsdirektor Dr. Bernd Lindner davon zu überzeugen, dass nicht er im Unrecht sei, sondern die Stadt Knittlingen, der das Grundstück mit der gefällten Eiche gehört. Wobei der Mann eine eigene Sicht auf Besitzverhältnisse hat. Diese müsse man nämlich etwas genauer definieren, erklärte er dem verdutzten Amtsgerichtsdirektor. In Wirklichkeit entstehe nur der „Eindruck, dass es der Stadt gehört“. Tatsächlich gehöre das Grundstück der Gemeinschaft im Kleinvillarser Baugebiet „Waldsiedlung“, machte der Angeklagte eine Rechnung ohne Grundbucheintrag auf. Laut Bebauungsplan sei hier eine Park- und Grünanlage mit zwei Bäumen vorgesehen. „In Wirklichkeit stehen hier 30 Bäume, die Stadt lässt alles wild wuchern“, warf er den Verantwortlichen auf dem Rathaus Schlamperei vor.
Wir freuen uns, dass Sie sich für
einen Artikel interessieren.
Jetzt registrieren und weiterlesen.
- ➔ Alle Webseiteninhalte
-
➔ Inklusive aller
Artikel
- ➔ Jederzeit kündbar
Sie sind bereits Abonnent? Hier einloggen