Rarität rückt ins Rampenlicht
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Beim Benefizkonzert des ambulanten Hospizdienstes erklingt in der historischen Kelter Mühlackers ein kostbares Tafelklavier
Vorhang auf für einen seltenen Stargast: Am Freitag erklingt in der historischen Kelter ein über 200 Jahre altes Tafelklavier, das meist unberührt und still in einer Ecke des Mühlacker Stadtmuseums geduldig auf einen Auftritt wartet.

Bei dem Tafelklavier, das im ausklingenden 18. Jahrhundert gebaut wurde, handelt es sich um eine wertvolle Einzelanfertigung.Foto: Disselhoff
Mühlacker. Im Heimatmuseum der Stadt gehe das Instrument zwischen den etwa 3000 Ausstellungsstücken ein wenig unter, gibt die Chefin des Hauses, Adelheid Teschner, zu. Das Instrument, das zwischen 20000 und 30000 Euro wert sein dürfte, hält sich für gewöhnlich bedeckt. „Damit Besucher der Ausstellung nicht versucht sind, auf den Tasten des empfindlichen Instruments herumzudrücken, und wegen des Staubs ist der Deckel über den Tasten des Tafelklaviers immer geschlossen.“ 1987 hat Teschner in Mühlacker als Museumsleiterin ihren Dienst angetreten. Das Klavier war bereits da. „Irgendwann in den 1970er Jahren hat es eine Familie aus Ötisheim der Stadt geschenkt.“ Das Instrument werde selten gespielt, früher sei es im Rahmen von Weihnachtsfeiern für Bedienstete des Rathauses erklungen, erinnert sich Teschner. Umso mehr freut sie sich auf das Benefizkonzert am Freitag. Der Klang des schön gearbeiteten Pianos erinnere sie immer an die Ballszene des Filmklassikers „Tanz der Vampire“. Zweifellos sind die Töne, die Kirchenmusikerin Christiane Sauter-Pflomm dem Tafelklavier entlocken wird, gewöhnungsbedürftig. Für den Hörer von heute sind satte und laute Klänge eines Flügels Normalität. Langer Nachhall verleiht auch manch leichtgewichtiger Komposition bedeutungsschwere Tiefe. Die Möglichkeiten des Tafelklaviers sind hingegen begrenzt, es kommt leise daher, und es klingt irgendwie blechern. Vor zehn Jahren hat die Mühlacker Kantorin Sauter-Pflomm das kostbare Instrument das letzte Mal berührt. Sie dürfte die einzige sein, die von Zeit zu Zeit mit der Rarität in einen lebendigen Dialog tritt. Wenn sie sich am Freitag an das gute Stück setzt, spielt sie Kompositionen von Carl Philipp Emanuel Bach, Antonio Vivaldi oder Mozart, die sich vom Tonumfang und der Dynamik her alle auf dem Tafelklavier präsentieren lassen.
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