Nachsitzen!
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Mit einem schmissigen Marsch und dem vertonten Bergmannsgruß „Glück auf“, den SPD-Chef Klaus Kluge dirigieren durfte, hat der Musikverein Illingen die erste echte Sitzung des neuen Gemeinderats am Mittwoch harmonisch eingeleitet. Nach drei anstrengenden Stunden endete sie mehr oder weniger abrupt und mit Dissonanzen. Dabei kam das Unheil nicht von ungefähr. Mit 23 Tagesordnungspunkten im öffentlichen Teil war das von Bürgermeister Harald Eiberger geplante Pensum reichlich ambitioniert. Daran sollten sich noch Beratungen hinter verschlossenen Türen anschließen. Aber dazu kam es nicht. Kurz nach 22 Uhr und nach Tagesordnungspunkt 14 beantragte Winfried Scheuermann, jetzt nur noch die Wahl des dritten stellvertretenden Bürgermeisters nachzuholen, die vor zwei Wochen wegen eines Formfehlers ungültig war, und dann die Sitzung zu schließen. Die restlichen Punkte könne man auch nach den Ferien behandeln. Bürgermeister Harald Eiberger war nicht sonderlich begeistert von diesem „Interruptus“ in der lauen Sommernacht, die Mehrheit im Gemeinderat überstimmte ihn allerdings: 22 Uhr, Feierabend – aber keinesfalls basta.
„Laut Gemeindeordnung setze ich dann den Fortsetzungstermin für die Ratssitzung auf morgen Abend, 19 Uhr, an“, erklärte der Verwaltungschef den Räten, denen teilweise die Kinnlade herunterfiel. „Moment, es gibt auch Ladungsfristen“, warfen SPD-Mann Klaus Kluge und Winfried Scheuermann ein. Sie mussten sich von Nadine Lengle von der Geschäftsstelle des Gemeinderats eines Besseren belehren lassen: „Der Bürgermeister kann die Sitzung so kurzfristig einberufen, weil alle da sind.“ Keiner könne behaupten, er habe nichts von dem Termin gewusst, baute sie auf die normative Kraft des Faktischen, der sich der Gemeinderat beugen müsse. Allerdings hatte Eiberger mit seiner spontan Reaktion in Warp-Geschwindigkeit die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Während Klaus Kluge noch emsig in der Gemeindeordnung blätterte, dämmerte es einigen: Am Donnerstagabend hat die Gemeinde doch auch die Bürger um 19 Uhr in den Ratssaal eingeladen, um über die Planungen für das Ade-Areal zu informieren. Und zeitgleich zwei Veranstaltungen an einem Ort mit teilweise identischen Protagonisten – diese Verbiegung des Raum-Zeit-Kontinuums funktioniert noch nicht einmal in Illingen. Das musste auch der Kommandant des Gemeinderats, Bürgermeister Eiberger, anerkennen. Also darf das Gremium jetzt an einem anderen Tag nachsitzen, aber keinesfalls erst nach den Ferien. Am Montag, 29.Juli, um 19 Uhr, ist es wieder so weit: Sitzung im Ratssaal.
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