Maulbronn investiert in Zukunftsvisionen

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Gemeinderat macht den Weg für ein „Gemeindeentwicklungskonzept“ frei, das in finanzieller Hinsicht wenig bringen dürfte

Maulbronn. Der Maulbronner Gemeinderat hat beschlossen, 41000 Euro in die Erarbeitung eines Gemeindeentwicklungskonzepts zu stecken. Die Entscheidung geht zurück auf die Haushaltsberatungen zu Beginn des Jahres, bei denen aus dem Gemeinderat angeregt worden war, sich sozusagen visionär mit der Zukunft der Stadt zu befassen. Die Verwaltung hatte überlegt, auf welchem Weg dies geschehen könnte, und war dabei auf die Idee gekommen, die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH (KE) mit der Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts zu beauftragen. Der Prozess, der mit dem jüngsten Ratsbeschluss angestoßen wird, kostet nicht nur viel Geld. Die Verwaltung machte schon im Vorfeld der Abstimmung klar, dass die Erarbeitung eines „Gemeindeentwicklungskonzepts Maulbronn 2030“ in erheblichem Maße Personalressourcen der Verwaltung binden wird. Außerdem muss sich der Gemeinderat über längere Zeit mit dem Thema befassen, bei dem auch die Bürger mit ins Boot geholt werden sollen. In welcher Form die Bevölkerung genau eingebunden wird, muss zusammen mit der KE noch geklärt werden.

Albert Kärcher von der Bürgerlichen Wählervereinigung (BWV) erklärte, dass er sich nicht viel von dem Projekt verspreche. „Das wird ein Papiertiger. Das brauchen wir nicht, weil wir bezüglich der Stadtentwicklung für die nächsten zehn Jahre versorgt sind.“ Damit spielte er darauf an, dass ein Entwicklungskonzept von Kommunen häufig deshalb auf den Weg gebracht wird, weil sich auf Grundlage des Planwerks Fördertöpfe für konkrete Stadtentwicklungsprojekte anzapfen lassen. „Bezüglich des Schenk-Areals sind wir da zu spät dran“, betonte Kärcher. Bürgermeister Andreas Felchle sagte, dass er diese Position im Grunde teile. „Trotzdem folge ich dem Votum aus dem Gemeinderat.“ Im Übrigen ziehe Grundlagenarbeit oftmals kein konkretes Ergebnis nach sich. „Der Weg ist das Ziel“, so der Rathauschef. Aus Sicht von Evelyn Lautenschlager von der Liste Mensch und Umwelt (LMU) lohnt sich das Konzept, auch wenn in Maulbronn die Herausforderungen in Sachen Stadtentwicklung für die nächsten zehn Jahre bereits feststehen und einer Entwicklung strukturell enge Grenzen gesetzt sind. „Es geht ja auch um eine innere Entwicklung, die etwa das Vereinsleben betrifft.“ Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, zusätzliches Geld für eine Bürgerbefragung in die Hand zu nehmen, was die KE optional vorschlägt. Die Einwohner der Stadt sollten sich mit ihren Ideen einbringen können. Jörg Burkhardt (CDU) warnte davor, in der Bevölkerung zu hohe Erwartungen zu wecken, die man nachher nicht erfüllen könne. Der Bürgermeister dazu: „Wir müssen einen Weg finden, wie wir die Leute mitnehmen, zugleich muss klar sein, dass das kein basisdemokratischer Prozess ist.“ Die Arbeit am Konzept werde sich über anderthalb Jahre hinziehen, schätzte Felchle. Dass es auf der Grundlage des Papiers anschließend noch um Fördergelder für das Schenk-Areal gehen könnte, will der Rathauschef möglichst nicht erleben: „Ich hoffe, dass bis dahin auf der Fläche kein Stein mehr auf dem anderen steht.“

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