Literaturfestival lockt mehr als 2500 Besucher an
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„Sprachsalz“ erstmals in Pforzheim
Pforzheim. Besorgt waren die Veranstalter, ob bei schönstem Grillwetter in Pforzheim überhaupt Besucher zum dreitägigen Literaturfestival Sprachsalz kommen würden. Die Sorge erwies sich als unbegründet. Rund 2500 Lesebegeisterte waren von Freitag bis Sonntag ins Parkhotel sowie ins Kongresszentrum gekommen. Es erwarteten sie 45 Lesungen und Gesprächsrunden von 20 Autoren aus Deutschland, den USA, Großbritannien, Irland, Island, Norwegen, Japan, Österreich, der Schweiz und Frankreich. „Wo ich lebe, soll auch Kultur sein“, sagte sich der Pforzheimer Rainer Bartels, als er zu Besuch im Tiroler Hall, dem ursprünglichen Austragungsort des Sprachsalz-Festivals, war. Zum 14. Mal findet es in diesem Jahr dort statt. Gemeinsam mit Lebensgefährtin Anina Kröger fasste er den Plan, Sprachsalz auch nach Pforzheim zu holen. Rund ein Jahr dauerte die Organisation, vor allem das Spendensammeln. Denn Sprachsalz sollte für die Besucher kostenlos sein. „Die Autoren, die wir einladen, stehen nur selten auf den Bestseller-Listen“, erklärte Heinz Heisl. Der gebürtige Tiroler, der heute in Zürich lebt und arbeitet, ist selbst Autor und Gründungsmitglied von Sprachsalz. Manche sind honorige Preisträger, andere sind Geheimtipps. Die Stärke des Festivals liege in seiner Bandbreite. Die Diversität der Autoren und ihrer Schreibstile mache Lust aufs Lesen.

Autorin Vigdis Hjorth (li.) und Schauspielerin Brigitte Zeh lesen in zwei Sprachen aus „Ein Haus in Norwegen“. Foto: Rohn
Vigdis Hjorth aus Norwegen studierte Ideengeschichte, Politikwissenschaften und Literatur. In ihrer Heimat ist sie bekannt für ihre Essays und Diskussionsbeiträge zu aktuellen gesellschaftlichen Themen, für ihren scharfen Blick auf Alltags-Sexismus, rassistische Vorurteile und Verhaltensweisen. Bei Sprachsalz las sie aus „Ein Haus in Norwegen“. Darin thematisierte sie autobiografisch einen Konflikt mit ihren polnischen Mietern. Aus der deutschen Version des Romans las für sie Schauspielerin Brigitte Zeh, die auch simultan aus dem Englischen übersetzte. Hjorth selbst las auf Norwegisch, was zwar niemand verstand, jedoch hatte insbesondere der wütende Sermon gegen die freche Mieterin in ihrer Muttersprache einen ganz eigenen Zauber. „Viele Menschen leben im Keller ihres Geistes, obwohl die Räume darüber unbewohnt sind“, sagte Hjorth. „Ich hoffe, mit meiner Literatur einen Anreiz zu geben, nach oben zu kommen, denn da ist die Aussicht viel besser.“ Großen Anklang beim Publikum fand auch der Musiker, Schriftsteller und Komiker Jón Gnarr. Vor allem in seiner Zeit als Bürgermeister der isländischen Hauptstadt Reykjavik sorgte er für Schlagzeilen. Seine Regierungserfahrungen hat er ebenso komisch wie genial in seinem Buch „Hören Sie gut zu und wiederholen Sie! Wie ich einmal Bürgermeister wurde und die Welt veränderte“ festgehalten.
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