Kein Molch ist im Eimer

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Amphibienwanderung: Am Wullesee sind die Krötenzäune aufgestellt – Kälte bremst Liebeshunger zunächst aus

Kermit der Frosch und Miss Piggy haben sich getrennt. Die Liebe schmerzt aber nicht nur den Stoff-Helden aus der Muppet-Show. Davon, dass der Ruf des anderen Geschlechts sogar tödliche Gefahren mit sich bringt, können die Amphibien-Kollegen aus Fleisch und Blut am Wullesee ein Liedchen quaken.

Kein Molch ist im Eimer

Liss Sinkova aus Mühlacker gehört zum Team, das die Kontrollgänge entlang des Zauns durchführt. Am Mittwochmorgen bekommen die Schwäne nur leere Transporteimer zu sehen.

Mühlacker. Still ruht der See an diesem kalten Mittwochmorgen. Die Temperaturen haben sich eben mühsam über die Null-Grad-Marke gequält, und schwer setzt sich die feuchte Luft auf Haut und Kleidung. Kann man es dem gemeinen Frosch, der Kröte, dem Molch, der Unke da verdenken, dass sie in den Wanderstreik getreten sind? Liss Sinkova jedenfalls, die nicht streikt, sondern sich der Witterung trotzend aufs Fahrrad geschwungen hat, ist schon zu Beginn ihres Kontrollgangs entlang des Zauns am Wullesee nicht auf eine Invasion verkappter Traumprinzen eingestellt. „Es war heute Nacht einfach zu kalt“, vermutet die 30-Jährige. Sie zählt, ausgerüstet mit Gummistiefeln und zwei Transporteimern, zum Helferteam des Mühlacker BUND-Ortsverbands, der es sich gemeinsam mit Mitstreitern weiterer am See ansässiger Vereine zur Aufgabe gemacht hat, die Amphibien sicher zu ihrem Laichgewässer am Dürrmenzer Ortsausgang zu geleiten. Der Weg aus den Winterquartieren zum Wullesee und dem dort angestrebten Familienglück wird schließlich von Straßen und Sträßchen gekreuzt, und viel zu viele Liebesgeschichten drohen unter Autoreifen ein abruptes Ende zu nehmen. „Der Mensch fährt einmal kurz drüber, er bemerkt es kaum, aber die Kröte verliert alles: ihr Leben“, sagt die BUND-Schriftführerin. Anders als in der Politik ist hier ein Zaun die Lösung: 600 Meter lang hindert er seit vergangenem Samstag die Amphibien am Sprung auf den Asphalt. „Auch die Feldwege entlang der Vereinsheime sind eine große Gefahr für die Tiere“, erläutert Liss Sinkova, weshalb sich die schwarze, zur Seeseite gewölbte und nicht einmal kniehohe Barriere nicht parallel zur Straße Richtung Pinache, sondern am Rand der Felder befindet.

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