Karrierefrauen und Kulinarisches

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Felixa Dollinger und Christina Rieth unterhalten Gäste beim Theater-Dinner mit viel Tempo und Witz

Mühlacker. Theater-Dinner im „Scharfen Eck“ ist angesagt, und da die beiden Aktricen Felixa Dollinger und Christina Rieth noch im Verkehrsstau stecken, als die Vorstellung eigentlich schon beginnen sollte, können sich die Gäste in aller Ruhe der Vorspeise widmen. Und dann kommen die beiden Hauptdarstellerinnen. Wie ein Wirbelwind stürmen sie herein. Ziemlich laut, ziemlich schräg konfrontieren sie zunächst im Minutentakt das Publikum mit ganz unterschiedlichen Frauentypen, überschütten es mit einem Wortschwall, manchmal wegen der Sprechgeschwindigkeit nicht immer verständlich, aber erheiternd. Beim Thema „Sex war gestern – heute machen wir Karriere“ ist schon der Spaßfaktor zu ahnen. Wenn das Duo sich auf die gespaltene Gefühlsebene der Frau begibt, nicht immer ohne Ausrutscher, hat es die Lacher auf seiner Seite. Als frischgebackene Unternehmerinnen präsentieren sich die beiden in ihrem Künstlerbüro mit Tisch und Telefon als einzige Requisiten. Mit ihrer Geschäftsidee „Kunst und Kultur für alle Anlässe“ wollen sie Karriere machen. Störend dabei: Männer. Auf die könne man verzichten. Wenn schon, dann höchstens für eine Nacht zum Zeitvertreib. Längere Bindung? Keinesfalls, da müsste ich mich ja kümmern. Kinder? Bloß nicht, eher schaffe ich mir einen Hund an. Typisch Emanze eben. Ein Blick in den Terminkalender dämpft die Erwartungen an die Selbstverwirklichung: Nur drei lächerliche kleine Aufträge bis zum Jahresende – war die Entscheidung sich auf eigene Füße zu stellen doch falsch? Zwischendurch nervt auch noch die Mutter am Telefon. „Ja Mama. Nein Mama“, während das Gegenüber am Handy Liebesgezwitscher in allerhöchsten Quietschtönen von sich gibt. Also sind doch nicht beide voll auf dem Ego-Trip? Wortreich bedienen sie alle denkbaren Frauenklischees und bezicken sich auch noch gegenseitig, giften sich an. Das lässig hingeworfene „Sag mal, hast du zugenommen?“ löst fast eine Katastrophe aus. Wieder müssen die Männer herhalten: Die können sein, wie sie wollen, nur Frauen müssten irgendeinem Idealbild entsprechen. Mit ihren zugespitzten Formulierungen nehmen sie viele Unzulänglichkeiten des eigenen Geschlechts auf die Schippe. Total aus dem Häuschen geraten sie, als das Fernsehen sie interviewen will. Das Publikum fühlt sich von den Schauspielerinnen, die ihre Texte selber schreiben, bestens unterhalten. Und das Ende? Kaum zu glauben: Die, die die Fahne der Emanzipation so hoch gehalten hat, findet sich später als Heimchen am Herd wieder. „Zum vierten Mal spielen sie bei uns im Haus, unseren Gästen gefällt diese Mischung“, sagte die Seniorchefin des „Scharfen Eck“ Karin Frommherz.

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