„Judenhass gärt unter der Oberfläche“
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Vor seiner Lesung bei Buch Elser stellt sich Dr. Michael Blume, Landesbeauftragter gegen Antisemitismus, den Fragen unserer Redaktion
Neonazis plakatieren in Pforzheim „Israel ist unser Unglück“ und gröhlen Parolen vor der Synagoge. Für Dr. Michael Blume sind diese Auswüchse nur die Spitze des Eisbergs. Der Landesbeauftragte gegen Antisemitismus warnt vor einer gefährlichen Mischung, die sich aus Judenhass, Islamfeindlichkeit und Verschwörungstheorien speist und durch Neue Medien befeuert wird.
Er ist Christ, mit einer Muslimin verheiratet und Landesbeauftragter gegen Antisemitismus: Dr. Michael Blume warnt davor, dass die Saat der Neonazis auf fruchtbaren Boden fällt. Foto: Huber
Mühlacker. Gestern Abend hat der 42-jährige Religionswissenschaftler bei Buch Elser sein neues Werk „Warum der Antisemitismus uns alle bedroht“ vorgestellt. Vor der Lesung hat er sich den Fragen unserer Redaktion gestellt und dabei klar Stellung bezogen. Die Praxis der Stadt Pforzheim, die Plakate zu dulden, weil nach Ansicht der Staatsanwaltschaft kein Anfangsverdacht auf Volksverhetzung bestehe, kann Blume nicht nachvollziehen. Er hat alle Städte und Gemeinden aufgefordert, derartige Plakate zu entfernen. Und tatsächlich gebe es juristische Mittel gegen die Neonazi-Hetze. „2009 hat ein Landkreis in Mecklenburg-Vorpommern antipolnische Provokationsplakate als Bedrohung der öffentlichen Sicherheit abhängen lassen“, so Blume. Diese Vorgehensweise habe auch das Bundesverfassungsgericht nachträglich legitimiert. Kommunen können also gegen die Hetzplakate einschreiten – dies würden auch die Beispiele Bochum und Duisburg im Ruhrgebiet oder St. Georgen im Schwarzwald zeigen.
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