Im Tiefen See wird bald gebohrt

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Maulbronner Naturfreibad ist erneut Gegenstand von Untersuchungen, deshalb fehlt das Wasser

Maulbronn. Der Tiefe See in Maulbronn gleicht aktuell einem Schlammbad. Die gute Nachricht für alle Fans des beliebten Naturfreibads: Rechtzeitig zu Beginn der Badesaison Mitte Mai soll das Schlammloch wieder mit Wasser gefüllt sein. Anfang Januar hatte die Stadtverwaltung sozusagen den Stöpsel am See gezogen, um das Wasser abzulassen. Der Grund dafür: Das Ingenieurbüro Karcher aus Ehingen soll im Auftrag des Maulbronner Gemeinderats den Seegrund untersuchen. Wie unsere Zeitung bereits mehrfach berichtete, droht dem Naturfreibad auf lange Sicht die Verschlammung – wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Im Tiefen See wird bald gebohrt

Laut Gutachter Dr. Karl Wurm erhöht sich die Schlammschicht am Boden des Naturfreibads im Durchschnitt um rund 1,5 Zentimeter im Jahr. Das bedeute, dass der See an seinem tiefsten Punkt in 70 bis 90 Jahren nur noch etwa zwei Meter anstelle von heute drei tief ist, wenn man keine Gegenmaßnahmen ergreife. Foto: Fotomoment

In der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses des Gemeinderats wollte Stadtrat Erhard Knittel (CDU) von der Verwaltung wissen, was aktuell am Tiefen See passiert. Bürgermeister Andreas Felchle sagte, dass das Ingenieurbüro in der kommenden Woche mit der Entnahme von Bodenproben beginnen will. Eigentlich hatten die Verantwortlichen gehofft, durch das frühe Ablassen des Wassers bessere Arbeitsbedingungen für die Ingenieure schaffen zu können, doch der milde Winter machte den Planern einen Strich durch die Rechnung. „Wir hatten auf einen stärkeren Abtrocknungseffekt gehofft. Auch Frost hätte die Arbeit der Ingenieure erleichtern können. Der Boden wäre besser begehbar und dadurch wesentlich einfacher zu beproben gewesen“, teilt Bauamtsleiter Dieter Rein auf Nachfrage mit. Weil die Witterung nicht mitspielte – es war zu nass und zu warm –, müssen die Ingenieure jetzt auf teilweise schlammigem Untergrund klarkommen. Laut Rein soll an über 20 Bohrstellen Boden entnommen werden. Sinn der Maßnahme ist es, am Ende mehr über den Seegrund zu wissen. Die Experten wollen in Erfahrung bringen, wie stark der Schlamm an welchen Stellen mit Schadstoffen durchsetzt ist. Fakt ist: Kaum belasteter Untergrund kann einfacher entsorgt werden als stark belastetes Material. Nachgewiesen wurde bereits, dass hauptsächlich sogenannte Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) im Schlamm vorkommen. PAK sind laut Internetlexikon Wikipedia natürliche Bestandteile von Kohle und Erdöl. Sie sind beispielsweise in Dieselkraftstoff oder Heizöl enthalten. Wenn die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, werden sich die Ingenieure Gedanken darüber machen, wie die Verlandung des Naturfreibads gestoppt werden kann. Nur wenn die Stadt weiß, wie eine Rettung des Sees aussehen könnte und was diese kosten wird, kann sie beispielsweise mit dem Land als Hüter des UNESCO-Welterbes Kloster Maulbronn in Gespräche über eine Kostenbeteiligung eintreten. Der Tiefe See ist Teil der Klosteranlage. Zisterziensermönche hatten den Weiher vor Hunderten von Jahren zur Fischzucht angelegt.

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