Falsche Perspektive

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Zu den Vorfällen in der Silvesternacht:

Bei der aufgeregten Debatte scheint mir in Vergessenheit zu geraten, um was es eigentlich geht. Es geht um die Sicherheit von Frauen in diesem Land und um unsere Freiheit, uns dort aufzuhalten, wo wir es wollen. Diese beiden Grundrechte wurden uns in der Silvesternacht an verschiedenen Orten genommen, ohne dass Polizei oder Umstehende (von denen hätte eigentlich auch jemand helfen können?) sich darum gekümmert haben. Was früher auch schon der Fall war. Wie hat es vor der Ankunft der Flüchtlinge mit der Sicherheit für Frauen ausgesehen? Wenn eine Frau auf der Straße eine Gruppe von Männern (noch schlimmer: junge Männer) auf sich zukommen sieht – fühlt sie sich sicher? Wenn diese Männer lallen und grölen, beruhigt es, wenn es nach deutscher Sprache klingt? Wir erfahren jetzt im Zusammenhang mit den Silvesterangriffen, dass es beim Oktoberfest regelmäßig zu Vergewaltigungen kommt, dass die Dunkelziffer bei 200 pro Saison liegt. Dass im Kölner Karneval regelmäßig K.-o.-Tropfen im Einsatz seien, abgesehen vom Alkohol. Gab es beim Cannstatter Wasen und den anderen Sauf-Events keine sexuellen Belästigungen? Warum hat sich darüber nie jemand aufgeregt, warum wird es erst skandalös, wenn Ausländer das machen, was sonst offenbar die Deutschen tun? Begrapschen schien ja bisher selbst von Bundestagsabgeordneten und Ministern höchstens als Kavaliersdelikt betrachtet worden zu sein, wenn überhaupt. Wenn eine Frau eine Vergewaltigung anzeigt, so steht ihr ein Spießrutenlaufen bei Polizei und Gericht bevor, so dass – sogar auf Anraten der Beratungsstellen – die meisten Fälle gar nicht angezeigt werden. Warum wird das nicht ebenso schockiert von Zeitungen und Politikern ausführlich diskutiert?

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