„Es gibt nur ein Pinache“

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Kindergarten in der Plattengemeinde, einst dank großen Engagements aus der Bevölkerung gebaut, feiert 50-Jahr-Jubiläum

Wiernsheim-Pinache. Gebaut werden konnte der Pinacher evangelische Kindergarten in den Jahren 1967 bis 1969 nur durch ein heute kaum noch vorstellbares Engagement der damaligen Einwohner der Plattengemeinde. Grund genug, um jetzt das 50-jährige Bestehen mit einer großen Jubiläumsveranstaltung mit buntem Programm zu feiern.

„Es gibt nur ein Pinache“

Mit Reimen und Bildern umrahmen die Kinder die Baugeschichte auf unterhaltsame Weise. Foto: Filitz

Die Kinder spielten in lustigen Reimen die Baugeschichte nach, eine Ausstellung blickte zurück in den Kindergartenalltag vor etlichen Jahrzehnten. Im alten Schulhaus fand eine Märchenaufführung statt, die nicht nur die Kinder begeisterte. Groß war der Andrang im Café, wo die Plätze kaum ausreichten. Wo sonst die Kinder durch den Garten toben, begrüßte Pfarrer Friedrich Hörger eine große Besucherschar, darunter auch den ehemaligen Pfarrer Werner Eiss. „Dass wir heute dieses Jubiläum feiern können, haben wir Pfarrer Eiss zu verdanken“, griff Hörger auf die Historie zurück. Und selten wird eine Baugeschichte so lustig, unterhaltsam, aber auch nachdenklich stimmend umrahmt, wie es die Kinder mit ihren Reimen und Bildern taten. Eiss habe erkannt, wie dringend nötig ein Kindergarten im Ort sei. Behördliche Unterstützung habe er keine gefunden, also war Eigeninitiative gefragt. Die Frauen im Ort brachten durch umfangreiche Obst- und Schneeglöckchenverkäufe auf Märkten Geld in die Kasse. Der Bauauftrag konnte an die Mühlacker Architekten Bernecker und Schmidt vergeben werden. Aber nun war Muskelkraft gefragt. Eiss legte eine Liste auf. Alle arbeitsfähigen Männer mussten sich darin mit der Zahl der Arbeitsstunden, die sie leisten wollten, eintragen. Insgesamt 700 Bürger engagierten sich. Die Baugrube wurde per Hand ausgehoben. Nur einen Unfall gab es während der gesamten Bauzeit: Eiss stürzte in die Baugrube, trug aber keine Verletzungen davon. Am 7. Juli 1968 wurde Richtfest gefeiert, ein Jahr später der Kindergarten eingeweiht. „Großer Dank gebührt noch heute allen, die damals mit angepackt haben“, endete Pfarrer Hörgers Rückblick, und er übergab das Mikrofon an den ehemaligen Seelsorger der Gemeinde. „Dieses Engagement war einmalig, das habe ich so nirgendwo sonst erlebt, Pinache ist einmalig, es gibt nur ein Pinache“, sagte Eiss, erinnerte auch an den schier unglaublichen Einsatz der Frauen und an das harmonische Miteinander der Männer. Dies bestätigte Ingenieur Jörg Weißenbühler, der als „technischer Kopf“ den Bau beaufsichtigt hatte.

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