Ein paar Senderstädter, bitte!

Ob seine Drohung fruchten wird, vermag unser Lokalpatriot nicht zu sagen, aber in jedem Fall ist er dankbar dafür, dass es unterm Sender genügend Leute mit Sendungsbewusstsein gibt, die sich mittlerweile bereits einen Wettstreit darum liefern, wer zwar aussichtslos, aber umso entschlossener um das Wahrzeichen kämpft. Jenes Symbol der Heimat, das damals, bei der Rückkehr aus dem Attersee-Urlaub, dem kleinen Steppke nach langen Stunden auf dem Rücksitz der überfüllten Familienlimousine kilometerweit im Voraus die baldige Ankunft im Enztal signalisierte. „Verheb’s vollends“, pflegte dann der Vater zur vollen Blase zu sagen. „Man sieht den Sender schon.“ Wer erspäht aus der Ferne als Erster die blinkende Spitze: Ein Gesellschaftsspiel, das sich über Generationen fortpflanzte und sich durch den mickrigen Gitterpfosten mit Handy-Antennen, der von der Tradition des ersten deutschen Großsenders übrigbleiben soll, kaum am Leben erhalten wird. Was, klagt Adolar beim Studium seiner Heimatzeitung am Frühstückstisch, wissen die Boudgousts und Co. schon von den tieferen Gefühlen und Emotionen – was eine Steigerungsform und keinesfalls dasselbe ist – des echten Senderstädters? Wollt ihr unbedingt sparen, dann reißt doch den Degerlocher Fernsehturm ab, die alte Feuerfalle.