Ein „Meer von Leichen“ als Mahnung
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Schauspielerin Heidrun Schweda hat als „Bürgermeisterin von Lampedusa“ viele Fragen
Pforzheim. Der Neuenbürger Autor Dietrich Wagner will „sichtbar werden lassen, was nicht sichtbar ist“. Jetzt präsentierte Schauspielerin Heidrun Schweda in einer szenischen Lesung im Foyer des Stadttheaters Pforzheim Monolog und Fragen aus Wagners Werk „Die Bürgermeisterin von Lampedusa“.
Schauspielerin Heidrun Schweda verzweifelt an den Dramen der Flüchtlingspolitik. Foto: Warzecha
In der anschließenden Diskussion zur Lesung erklärte Wagner, dass es sein Anliegen sei, „Menschen und humane Werte zu zeigen, damit sie nicht vergessen werden“. Aus diesem Grund war ihm einst daran gelegen, sein poetisches Werk rund um „Die Bürgermeisterin von Lampedusa“ ans Theater Pforzheim zu bringen. Hier wurde das politisch immer noch hochaktuelle und sprachlich kraftvolle Stück, in dem die europäische Flüchtlingspolitik aus der Perspektive der sich für Menschlichkeit und die oben genannten humanen Werte einsetzenden Bürgermeisterin der italienischen Insel Lampedusa thematisiert wird, bereits in zwei Fassungen aufgeführt – einmal im Jahr 2017, als drei Schauspielerinnen die verschiedenen Facetten der Persönlichkeit der Bürgermeisterin Lampedusas verkörperten, und einmal als Ein-Frau-Stück mit Schauspielerin Heidrun Schweda im vergangenen Jahr. Jetzt brachte Schweda den Monolog der Bürgermeisterin in einer speziell für diesen Anlass eingerichteten Fassung noch einmal auf die Bühne. Dabei trat sie eingangs energisch auf, stampfte mit dem Fuß auf den Boden, ließ das Mikrofonkabel hinter sich und schaute mit einem Glas Wein und einem Teller mit gemischtem Salat in der Hand streng und ernst im seriös und moralisch anmutenden Blazer und Anzugshose umher. Immer wieder wiederholte sie den die Lektüre des Buches prägenden Satz „Ich bin die Bürgermeisterin von Lampedusa und habe Fragen“ beziehungsweise den Satz „Weiß nicht“. Letzterer umfasst die ganze moralische Bandbreite an Fragen, die sich bei dem Thema Flüchtlingspolitik stellen. So zitierte Schweda zum Beispiel das „Meer von Leichen“, ein Kontrapunkt zu der paradiesisch anmutenden Natur. Zwischendurch lag sie auf der kleinen Bühne im Foyer, richtete den Blick gegen die Decke und setzte Verstehen über das Leid der Menschen und die Bestattung der Leichen mit Mitleid gleich. „Jetzt bedrängen mich Fragen. Würde ich mich selbst allein lassen?“, fragte sie sich.
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