Ein Klassiker mit Störfeuern

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Etwa 100 Besucher sehen „Nathan der Weise“ im Uhlandbau

Mühlacker (an). Am 30. September fiel der erste Vorhang für das dramatische Gedicht „Nathan der Weise“ im Landestheater Tübingen. Am Samstag gastierte das Ensemble im Uhlandbau. Auf Einladung der Volkshochschule sahen etwa 100 Besucher Gotthold Ephraim Lessings Werk über ein Thema, das auch noch rund 240 Jahre nach seiner Entstehung eine aktuelle Aussage vermittelt: Der Absolutheitsanspruch jeder Religion wird gleichnishaft – besonders manifestiert in der Ringparabel – ad absurdum geführt zugunsten einer gelebten Menschlichkeit.

Ein Klassiker mit Störfeuern

Sultan Saladin (re., Rolf Kindermann) instruiert seinen Schatzmeister (Robin Walter Dörnemann). Er soll Nathan davon überzeugen, die Kriegskasse des Sultans zu füllen. Foto: Schröder

„Das Stück ist ein Manifest des Glaubens daran, dass Verständigung über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg möglich ist. Die Wiederbegegnung mit ,Nathan‘ ist hochpolitisch und lebensnotwendig angesichts einer Weltlage, in der sich der Kampf der Religionen zunehmend verschärft und sich in menschenverachtendem Terror ebenso entlädt wie in dumpfen Ängsten und Vorurteilen“, wirbt das Landestheater für die neue Inszenierung von Regisseur Christoph Roos. Unterlegt mit der Musik von Markus Maria Jansen, wird das klassische Drama immer wieder von Parolen unterbrochen, die an Pegida-Demonstrationen erinnern. Im gedämmten Licht skandieren die Schauspieler Störfeuer wie „Wir sind das Volk – es ist nicht das Land von Fremden“ und können der Botschaft des Klassikers trotzdem nicht die Wirkung nehmen. Eine Botschaft, die sich lohnt zu hören, dem Publikum aber in der etwa 160-minütigen Inszenierung volle Konzentration abverlangt.

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