Dieter Nuhr kalauert sich durch den Abend

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Das Publikum in Pforzheim kichert, prustet, giggelt und fühlt sich vom Entertainer, Kabarettisten und Komödianten gut unterhalten

Pforzheim. Gut, es fallen die Namen Merkel und Greta, und auf die „lebende Perücke“ in den USA kommt er freilich auch zu sprechen: Aber ein zutiefst politischer Auftritt ist seine Sache nicht. Eher schon kalauert sich Dieter Nuhr durch den Abend. Spricht hier ein Kabarettist, Komödiant, Entertainer – oder ist Nuhr eine Mischung aus alldem? Unwillkürlich wartet man nach den Gags auf den Tusch vom Mainzer Karneval, der oft gut passen würde. Bühnenbild: Fehlanzeige. Auffälliges Auftreten – hat er nicht nötig. Die große Klappe wirkt für sich. Auch am Samstagabend im CongressCentrum Pforzheim. Ausverkauft, logisch.

Dieter Nuhr kalauert sich durch den Abend

Frech, frecher, Dieter Nuhr: Er liest 2000 Zuschauern auch gern mal die Leviten. Foto: Roth

Man sieht förmlich, wie Nuhr aufblüht, wenn das Publikum kichert, prustet, giggelt. Das tut es gern, was wie Benzin für den Nuhr-Motor ist. Dabei ist das Ganze ja „kein Scherz“ – so zumindest der Titel seines Programms. Kein Scherz war für einen Zuschauer in der ersten Reihe offenbar, einen Parkplatz zu finden an diesem lauen Abend, an dem die Menschen die Straßencafés bevölkern. Ein echter Wutbürger, der offenbar gedacht hat, „er fährt allein zur Veranstaltung“. Nuhr entschuldigt sich: „In meinem Vertrag stand nicht drin, dass ich einen Parkplatz freihalten muss.“ Zuspätkommer haben schlechte Karten, die werden extra begrüßt. Das komme, so sagt er, immer gut an, wenn er erst einmal das Publikum beleidige. Sieht ganz so aus. Das Strahlen in den Gesichtern signalisiert es. Die teils flachen, aber schlagfertigen Aktionen kommen an. Ein wenig noch auf der schwedischen Klimaaktivistin Greta rumklopfen? Warum nicht. „Ich habe ganz vergessen, dass man ihr ohne Einschränkungen huldigen muss.“ Die Forderungen Thunbergs sind ihm dann doch teilweise zu naiv, bergen einen Hauch von Gefahr für den Welthandel und sorgen zudem für ein Klima ganz anderer Art. Stichwort „Wutbürger“. Die AfD passt da gut, die „seit Jahren nicht sagen darf, was sie die ganze Zeit sagt“. Da liest er auch mal denjenigen, die ungeniert den Kübel des Hasses, Frustes und sonstiger Ekelhaftigkeiten auskippen, die Leviten. Nuhr klärt über ein fatales Missverständnis auf: „Die Politik ist nicht für Ihr Leben verantwortlich.“ Wenn der Duschvorhang schimmelt, „dann macht Merkel nichts“. Ist ja keine persönliche Putzkraft. „Das waren noch Zeiten, als nicht jeder alles sagen durfte.“ Seufzen im Saal. Einfallsreiche Vergleiche zieht Nuhr schon, wenn er sagt, dass die Demokratie auf ihn manchmal wie eine Babystation wirke: „Wenn einer brüllt, dann brüllen ruckzuck alle.“

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