Brutale Fußtritte mit fatalen Folgen
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54-Jähriger leidet bis heute
Pforzheim (weg). Mit viel Musik und Cocktails hätte es ein schöner Abend für zwei reifere Paare werden sollen. In Pforzheims Nordstadt war man am 11. Mai bei einer Veranstaltung in einem Szene-Lokal eingeladen. Doch für die Begleiter der Damen, einen 54-jährigen Kaufmann und einen 53-Jährigen, endet der Abend katastrophal. Ein vermutlich eher unabsichtliches Geschubse mündet gegen 1 Uhr morgens vor den Toren der Gaststätte in ein „gruseliges“ Geschehen. Die beiden Männer, in erster Linie der 54-Jährige, wurden zur Zielscheibe brutaler Gewalt. Mindestens drei junge Männer prügelten und traten auf den am Boden liegenden 54-Jährigen ein. Einer der Täter trat mehrfach auf sein Schienbein ein. Das Opfer erlitt einen zehnfachen Trümmerbruch. Sechs Monate lang war unklar, ob das Bein amputiert werden muss. Ein halbes Jahr lang saß der Geschädigte im Rollstuhl, sechs weitere Monate lang ging er an Krücken. Er wurde mehrfach operiert, weitere Eingriffe stehen bevor. Unter anderem braucht das Opfer eine neue Kniescheibe.
„Der hob das Bein und ließ es mit voller Wucht auf das Schienbein seines Opfers krachen – es war gruselig“, beschrieb die 40-jährige Eventmanagerin den Vorfall vor dem Lokal. Wer das gewesen war, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen. „Ein großer dunkler Typ.“ Derselbe Mann, der auch dem Freund des Geschädigten mit einem wuchtigen Faustschlag zwei Rippen gebrochen und einen Milzriss beigebracht haben soll. Dieser Mann, ein 28-jähriger Edelmetallarbeiter, sitzt jetzt zusammen mit einem 26 Jahre alten Großhandelskaufmann auf der Anklagebank. Den Faustschlag gegen den empörten Freund des 54-Jährigen räumte der 28-Jährige ein. Nicht aber die grausamen Fußtritte. Laut einem Türsteher gehen die wohl auf das Konto eines anderen. Der Zeuge berichtete, was er mitbekommen hatte. Ein kleinerer junger Mann habe den 54-Jährigen mit einem Schlag ins Genick zu Fall gebracht. Darauf hätten sich mindestens vier bis fünf Männer über ihn hergemacht. „Wie auf ein Stück Vieh sind alle auf den losgegangen.“ Als man dem 54-Jährigen auf die Beine helfen wollte, baumelte sein Unterschenkel, nur noch durch die Haut gehalten, unterhalb des Knies. Wegen seiner Arbeitsunfähigkeit hat er seine Eigentumswohnung verkaufen und zusätzlich einen Kredit aufnehmen müssen. Die Zeugen, die vor Gericht auftraten, halfen nicht weiter, weil jeder etwas anderes gesehen hatte. Nur in einem Punkt waren sich alle einig: Den 26 Jahre alten Angeklagten hatte keiner bei irgendwelchen Taten gesehen. Richterin Stephane Ambs vertagte den Prozess, zu dem weitere Zeugen geladen werden.
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