Abstruse Gedankensprünge
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Der Dortmunder Torsten Sträter lockt rund 1000 Besucher ins CongressCentrum
Pforzheim. Noch ein Comedian? Einer, der Witze reißt über Beziehungskisten, Diätprogramme und Darmspiegelungen? Noch dazu ein Proll aus dem Ruhrpott? Brauchen wir das wirklich? Diese Frage stellte sich das Mühlacker Tagblatt im August 2015 nach dem Auftritt von Torsten Sträter auf der Gartenschau in Mühlacker. Gut drei Jahre später gaben am Mittwochabend rund 1000 Besucher im CongressCentrum Pforzheim eine eindeutige Antwort. „Ja, unbedingt!“
Torsten Sträter: gute Laune beim Schreiben von Autogrammen. Foto: Schröder
Längst sind die Zeiten vorbei, als der Comedian sich noch an „gut abgehangene Damen“ heranpirschte, um ihnen unaufgefordert Autogramme zu geben. Auch Verwechslungen mit Mitgliedern der Band Santiano gehören der Vergangenheit an. Mittlerweile hat der „Mann mit der Mütze“ eine eingefleischte Fangemeinde, eine eigene Fernseh-Show („Sträters Männerhaushalt“) im WDR und zahlreiche Gastauftritte bei anderen Comedians. Was der ehemalige Schneider nicht hat: einen roten Faden in seinem rund dreistündigen Programm, dafür aber abstruse Gedankensprünge, geniale Wortspiele und eine einmalige Spontanität, die den ersten drei Reihen im CongressCentrum zum Verhängnis wurde. Jeder Nieser, jedes Husten oder gar ein müder Blick wurden vom Dortmunder schonungslos kommentiert. Dafür erfüllte Sträter, der seine ersten Bühnenerfahrungen als Poetryslammer sammelte, auch verschiedene Textwünsche, die sich in der Regel um ganz profane Alltagsangelegenheiten drehen. So wird die Begegnung mit einer Kaffee-Pad-Maschine in München („die Pads sehen aus wie Monatsbinden für Minions“) zum Desaster, als der unförmige Automat Stunden zum Füllen der Miniaturtasse aus dem Barbie-und-Ken-Wohnmobil benötigt und dabei röchelnd um den Todesstoß bittet. Überhaupt entlarvt der Comedian die eine oder andere Neuerung, die vielleicht die Welt, nicht aber ein Mann seines Formats braucht. Die Tupper-Bananen-Aufbewahrungsbox gehört genauso dazu wie der Coffee-to-go-Plastikbecher, der Staubsauger-Roboter oder der Thermomix. Auch das Intervall-Fasten ergibt wohl nur einen Sinn, wenn man nicht acht Stunden ununterbrochen Nahrung zu sich nimmt und dann noch in Form von Porree.
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