Jude, Christ, Muslim – oder nur Mensch?
Knittlingen
Lessings „Nathan der Weise“ für die Generation Popmusik holt im Faustmuseum den Toleranz- und Humanitätsgedanken der Aufklärung als atemberaubende, faszinierende Ein-Personen-Show in unsere Zeit und ist aktueller denn je.
Aus der Box im Faustmuseum tauchen die Nathan-Protagonisten, dargestellt von Bridge Markland, auf. Foto: Bastian
Knittlingen. Während in Israel und im Gazastreifen Kämpfe toben und Menschen sterben, während sich dort Völker und Religionen unversöhnlich gegenüberstehen und keine Lösungen, zumindest keine schnellen, in Sicht sind – ist es da nicht reichlich naiv, oder sogar geschmacklos, ein Theaterstück über Toleranz und Menschlichkeit aufzuführen? Bedeutet dieses augenblickliche Chaos nicht das Ende aller Diplomatie? Oder aber muss man nicht immer wieder, und gerade jetzt, über Menschlichkeit und Versöhnung reden? Ist es nicht sogar die einzige Chance auf Frieden, wenn wir einander zuhören und im Gespräch bleiben? Gotthold Ephraim Lessings fünfaktiges Ideendrama Nathan der Weise, das im Jahr 1779 veröffentlicht und 1783 uraufgeführt wurde, setzt sich dichterisch mit dem Humanitäts- und Toleranzgedanken der Epoche der Aufklärung auseinander, die im 18. Jahrhundert von Frankreich aus ihren Ausgang nahm. Die Geschichte spielt zur Zeit der Kreuzzüge, in der Juden, Christen und Muslime einander spinnefeind waren. Am Ende der verzwickten Handlung stellt sich heraus, dass alle Figuren des Dramas, obschon Juden, Christen oder Muslime, miteinander blutsverwandt sind. Lessings Parabel stellt den Menschen in den Mittelpunkt und nicht seine Herkunft oder Religion – und ist damit hochdramatisch aktuell.
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