Warum ist der Goldpreis gefallen? - Die aktuellen Gründe
Wirtschaft
Der Goldpreis rauscht nach seiner Rekordrally überraschend nach unten. Was steckt hinter dem plötzlichen Rückgang und wie reagieren die Märkte?
Nach dem Rekordhoch folgt der Rückschlag. Der Goldpreis rutscht unter die Marke von 4.000 US-Dollar. Welche Faktoren jetzt auf den Markt drücken und was das für Anleger bedeutet.
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Von Matthias Kemter
Nach einem beispiellosen Höhenflug hat der Goldpreis in der vergangenen Woche deutlich nachgegeben. Von einem Rekordhoch bei rund 4.381 US-Dollar je Feinunze seit dem letzten Wochenbeginn ist der Preis zeitweise auf unter 3.900 Dollar gefallen. Ein Rückgang von mehr als 10 Prozent. Anleger fragen sich, warum der Goldpreis so stark gefallen ist? Die Gründe liegen in einer Kombination aus Marktpsychologie und geopolitischen Entwicklungen.
1. Gewinnmitnahmen nach Rekordrally
Ein zentraler Faktor für den Preisrückgang sind schlicht Gewinnmitnahmen. Nach einem Anstieg von fast 1.000 US-Dollar innerhalb von nur 2 Monaten wollten viele Anleger Kasse machen. Solche Bewegungen sind an den Märkten üblich, insbesondere nach einer überhitzten Phase. Technische Indikatoren wie RSI oder gleitende Durchschnitten deuteten schon länger auf einen überkauften Markt hin.
2. Entspannung im Handelskonflikt zwischen USA & China
Gold gilt als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten. Sobald sich geopolitische Risiken entschärfen, sinkt die Nachfrage. Genau das ist aktuell geschehen. Der seit längerem schwelende Handelsstreit zwischen den USA und China hat sich entspannt. Donald Trump erklärte den Streit jüngst sogar für "beigelegt", was die Flucht in sichere Anlagen wie Gold bremst.
3. Breite Schwäche an den Rohstoffmärkten
Nicht nur Gold ist gefallen. Auch Silber, Platin und Palladium haben zuletzt deutlich nachgegeben. Das signalisiert eine grundsätzliche Skepsis gegenüber Edelmetallen in der aktuellen Marktphase. Anleger schichten Kapital vermehrt in wachstumsorientierte Assets wie Aktien um.
4. Psychologie: FOMO und Marktübertreibung
Die vorherige Gold-Rally wurde laut Analysten stark durch die Angst, etwas zu verpassen (FOMO) getrieben. Viele Investoren sprangen spät auf den Zug auf, weil sie Schlagzeilen über immer neue Rekordstände lasen. Solche Bewegungen sind anfällig für schnelle Gegenbewegungen, sobald die Euphorie nachlässt oder externe Faktoren wie geopolitische Entspannung hinzukommen.
Was bedeutet der Gold-Absturz für Anleger?
Trotz der massiven Verluste erwarten viele Experten keine langfristige Trendumkehr. Gold bleibt angesichts globaler Unsicherheiten, hoher Staatsverschuldung und Inflationsrisiken weiterhin gefragt. Zentralbanken, insbesondere in China, kaufen nach wie vor Gold in großen Mengen. Einige Analysten sehen im Preisrückgang sogar neue Einstiegschancen. Die Spanne zwischen 4000 und 4500 Dollar je Feinunze gilt kurzfristig als realistischer Korridor. Langfristig prognostiziert etwa die Bank Lombard Odier ein Kursziel von bis zu 4600 US-Dollar.