Das Umfrage-Beben in Sachsen-Anhalt – und drei Schlüsse

Politik

Die AfD hat die Wahl noch lange nicht gewonnen. Aber es ist alles denkbar, kommentiert Tobias Peter. Die AfD hat die Wahl noch lange nicht gewonnen. Aber es ist alles denkbar.

Die AfD liegt in Sachsen-Anhalt in Umfragen weit vorn.

Die AfD liegt in Sachsen-Anhalt in Umfragen weit vorn.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Von Tobias Peter

Es wäre noch eine Untertreibung, nur von einem schrillen Alarmsignal zu sprechen. Der Ton ist viel lauter. In Sachsen-Anhalt liegt die AfD in einer Umfrage von Infratest dimap für die Landtagswahl im kommenden Jahr bei 39 Prozent – und damit als stärkste Kraft weit vor der CDU, die noch auf 27 Prozent kommt. Über das, was von der SPD übrig ist, lohnt es sich kaum zu sprechen.

Umfragen sind Momentaufnahmen. Der Unionsspitzenkandidat Sven Schulze, bisher Wirtschaftsminister, ist ein nüchterner, aber beharrlicher Sachpolitiker – mit Potenzial nach oben. Dass er noch nicht so bekannt oder beliebt ist wie der langjährige Amtsinhaber Reiner Haseloff, ginge auch jedem anderem so. Die AfD hat die Wahl selbstverständlich noch lange nicht gewonnen – schon gar nicht ein Jahr vor dem Wahltermin.

Absolute Mehrheit für die AfD?

Die Zahlen zeigen aber: Erstens ist es zumindest gut denkbar, dass die AfD in Sachsen-Anhalt – wie zuvor schon in Thüringen – stärkste Kraft wird. Und: In Sachsen-Anhalt gibt es, wie in allen Ostländern, ein Vielparteiensystem, in dem einige womöglich knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Damit ist selbst eine Konstellation denkbar, in der die AfD eine absolute Mehrheit schaffen könnte. Dazu können im Einzelfall schon einmal Ergebnisse um die 40 Prozent reichen.

Entscheidend ist nun, drei Schlüsse zu ziehen. Die CDU und Kandidat Schulze brauchen einen guten Plan, wie sie im Land Stück für Stück vorankommen. Schwarz-Rot im Bund muss ohne ständigen Streit regieren – damit Populisten und Extremisten nicht noch mehr Auftrieb bekommen. Drittens darf sich niemand einreden, es handele sich um ein reines Ostproblem. Eine Umfrage für Nordrhein-Westfalen zeigt aktuell, dass die Union dort bei den Jungwählern in der zugeschriebenen Problemlösungskompetenz nur noch knapp vor der AfD liegt. Es wird vielerorts eng für die demokratischen Parteien.