Im Himmel warten schon Hund und Katze
Panorama
Irgendwann kommt der Tag, an dem man von Hund oder Katze Abschied nehmen muss. Wie geht man mit dem Verlust um? Wie werden aus Trauer und Schmerz Dankbarkeit und Freude?

Wiedersehen im Himmel? Für viele Tierbesitzer ist die Vorstellung uneträglich, dass mit dem Tod ihres geliebten Vierbeiners alles vorbei sein soll.
(Foto: Imago/Zoonar)
Von Markus Brauer
Tiere können denken, fühlen und empfinden. Sie verfügen über Emotionalität, Erkenntnisvermögen, ein komplexes soziales Zusammenleben und echte Lernfähigkeit. Sie empfinden Freude und Trauer, sie nehmen Zuwendung und Schmerzen wahr, sie können Liebe empfangen und Liebe schenken.
Wenn Tiere in freier Wildbahn spüren, dass ihr physisches Ende naht, ziehen sich zurück. Instinktiv wollen sie sich und ihre Artgenossen vor Feinden schützen. Auch eine Hauskatze oder ein Hund wird ähnliches empfinden. Sie bereiten sich auf das Sterben vor. Nicht in Panik und Todesangst, sondern in der Gewissheit, dass ihre Zeit gekommen ist und sie gehen müssen.
Kommen Tiere in den Himmel?
„Resurrexit a mortuis“ – Auferstehung von den Toten? Eine kindliche Vorstellung, dass Tiere im Jenseits weiterleben. Auch Erwachsene glauben an einen Tierhimmel und dass Tiere eine Seele haben. Die Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus sei, tröstet sie über den großen Verlust hinweg.
Selbst überzeugte Atheisten wie der chilenische Lyriker und Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda (1904-1973) bekennt in seinem Gedicht „Mein Hund ist gestorben“: „Und ich, Materialist, der nicht daran glaubt, dass es den verheißenen himmlischen Himmel für irgendeinen Menschen gibt, glaube für diesen Hund oder für jeden Hund an den Himmel, ja, ich glaube an einen Himmel, in den ich nicht komme, doch wo er mich erwartet.“
Der Sozialpsychologe Reinhold Bergler (1929-2017) hatte solchen Vorstellungen stets widersprochen: Die Idee eines Tierhimmels sei bloß Projektion einer „fast schon abgöttischen Beziehung zwischen Mensch und Tier. Hier liegt eine radikale Vermenschlichung von Tieren vor.“
Gefühlsduselei oder Totenkult?
Jenseitsglaube und Totenkult ums Tier als Gipfel der Gefühlsduselei? Es gebe keinen Grund nicht anzunehmen, dass Tiere in den Himmel kommen, betont der österreichische Biologe und Verhaltensforscher Kurt Kotrschal. „Wenn ich an die Seele und an den Himmel glaube, dann gibt es keinen Grund, dass wir Menschen dahin kommen, Hunde und Katzen aber nicht.“
Der Schweizer Theologe und Kapuzinermönch Anton Rotzetter (1939-2016), Mitbegründer des Instituts für Theologische Zoologie in Münster, hält es für „überholtes Denken“ zu glauben, die Ewigkeit sei für den Homo sapiens reserviert. „Warum sollte Gott etwas erschaffen, was er dann wieder vernichtet. Was Gott erschafft, bleibt. Sonne und Mond, Mensch und Tier – alles bleibt.“
Auch liebgewonnene Tiere kommen in den Himmel
Auch der Passauer Bischof Stefan Oster macht Tierbesitzern Hoffnung, dass sie ihre Lieblinge nach dem Tod wiedersehen werden. Oft fragten ihn Kinder, wenn ihr Haustier gestorben sei, ob etwa die Katze in den Himmel komme, schreibt Oster auf seiner Facebook-Seite. Er sage dann: „Wenn Du sie wirklich gerne gehabt hast – dann glaube ich, ist sie dabei. Dann hast Du sie mit in den Himmel hineingeliebt. Denn der Himmel ist der Ort, in dem die Liebe regiert.“
Das gelte irgendwann bestimmt auch für die Hündin „Zsazsa“, mit der sich der Bischof im Urlaub angefreundet und ein Bild beigefügt hat. Gott brauche auch im Himmel Hunde, die er dann anderen Menschen in Not schicken könne. Mit guten Freuden, denen der Labradoodle gehöre, habe er erholsame Tage in der wunderschönen Toskana verbracht, schreibt Oster.
„Zsazsa“ sei überaus freundlich und gesellig. „Und sie wird vor allem dann richtig wild, wenn sie unsere Unterkunft gegen vorbeilaufende Hasen, Hirsche oder Wildschweine verteidigen muss. Dann wird sie zur Dramaqueen. Da kommt der Jagdhund durch!“
Und dieses Bild sagt: Abschied aus dem Urlaub. Es waren sehr erholsame Tage mit guten Freunden und mit Hündin Zsazsa in... Posted by Bischof Stefan Oster on Tuesday, September 2, 2025
„Wundertäter-Hund“
Zugleich erinnerte Oberhirte Oster, der dem Orden der Salesianer Don Boscos angehört, daran, dass auch sein Ordensvater Giovanni Melchiorre Bosco (1815-1888) einen Wundertäter-Hund in seinem Leben gehabt habe.
Wenn es brenzlig geworden sei, vor allem nachts auf den Straßen von Turin, sei stets aus dem Nichts ein grauer Hund aufgetaucht und habe die Gewaltbereiten vertrieben. Danach sei dieser wieder verschwunden.