Nektar- und Pollenspender

Enzkreis (fl). Wer jetzt durch das Heckengäu und den benachbarten Kraichgau fährt oder rings um Mühlacker spazieren geht, der trifft an vielen Stellen wieder auf ein weißes Blütenmeer. Dabei handelt es sich um die wohlriechenden Blüten des Schlehenstrauchs. Den Schwarzdorn, wie die Schlehe wegen ihrer dornigen Äste auch genannt wird, gibt es zwar in vielen Regionen, aber für kaum ein Gebiet sind sie so charakteristisch wie für die von der Sonne verwöhnte Hügellandschaft des Kraichgaus und mehr noch des Heckengäus. Zumindest da, wo die einst typische strukturreiche Natur des Enzkreises noch nicht durch große Agrarflächen verdrängt wurde. Rings um Remchingen, Mönsheim oder auch Maulbronn, verzaubern jetzt wieder die weißen Blütenmeere Landschaft. Ihre Blätter dienen vielen Käferarten als Nahrung, ihre Blüten spenden den ersten Schmetterlingen und 20 verschiedenen Wildbienen Nektar und Pollen und etwa genau so viele Vogelarten ernähren sich von den Früchten. Vor allem aber bieten Schlehendorn-Hecken vielen Tieren Schutz vor Feinden und ein gutes Versteck für ihre Nester. Viele selten gewordene Vogelarten wie die Dorn- und die Klappergrasmücke oder der Neuntöter sind auf die meist von der Schlehe dominierten Heckenzüge als Lebensraum angewiesen. Und nicht nur für die Tierwelt ist der Schwarzdorn wertvoll, auch der Mensch nutzt ihn schon seit alters her. Bereits in der Steinzeit erntete man seine schwarzen Beeren, aus seiner Rinde stellten Mönche im Mittelalter Tinte her und seine Blätter dienten früher als Tabakersatz. Seine Beeren und Blüten werden noch heute als Heilmittel eingesetzt. So soll ein Blütenaufguss Kindern bei Durchfallerkrankungen und Blasenproblemen helfen, bei Hautkrankheiten, Gicht und rheumatischen Beschwerden sollen täglich zwei bis drei Tassen Tee aus den Blüten helfen, und seine Früchte haben in der Volksmedizin eine große Bedeutung. Sie enthalten Gerbsäuren, Fruchtsäuren, Mineralien und Vitamin C.