Ärzte müssen Patienten oft enttäuschen

Enzkreis. Mit Beginn der Woche ist in den baden-württembergischen Hausarztpraxen die Impfpriorisierung aufgehoben. Das bedeutet, dass der Arzt darüber entscheidet, wer ein Vakzin bekommt. Die neue Regelung dürfte bei nicht wenigen Menschen die Hoffnung auf eine schnelle Erstimpfung wecken. Doch es fehlt immer noch an Impfstoff. „Die Aufhebung der Priorisierung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht richtig und erhöht das Chaos durch zusätzliche Anfragen“, kritisiert Hausarzt Dr. Till Neugebauer, der in dieser Woche wie einige seiner Maulbronner Kollegen nicht einmal genug Biontech-Impfdosen für einige der bereits terminierten Zweitimpfungen bekommen hat. Die Folge ist, dass nicht nur Neugebauer einige Patienten auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten muss. Dass dies nicht vergnügungssteuerpflichtig ist und organisatorischen Zusatzaufwand beschert, liegt auf der Hand. „Herr Lucha ist der Heilsbringer, der die guten Nachrichten verbreitet. Aber er kann sein Wort nicht halten. Wir müssen den Menschen dann die schlechte Nachricht überbringen, ihnen sagen, dass es nicht so klappt, wie geplant oder gewünscht.“ Nicht zum ersten Mal klafft eine Lücke zwischen den Ankündigungen der Politik und der Realität an der Basis.