Helfer gegen „tickende Zeitbombe“ gesucht

Maulbronn

Seit Oktober ist klar, dass der fünfjährige Eliyas eine Vorstufe von Leukämie hat. „Zunächst herrschte ein totales Gefühlschaos, aber jetzt hoffen wir, dass alles gut geht“, sagt seine Mutter. Wer helfen will, kann dies bei einer Typisierungsaktion beim Maulbronner Weihnachtsmarkt tun.

Der an einer Vorstufe zur Leukämie erkrankte Eliyas will endlich wieder ans Meer fahren, Fußball spielen und später Polizist werden. Wer ihm helfen möchte, kann das bei einer DKMS-Typisierungsaktion im Rahmen des Maulbronner Weihnachtsmarkts tun. Foto: privat

Der an einer Vorstufe zur Leukämie erkrankte Eliyas will endlich wieder ans Meer fahren, Fußball spielen und später Polizist werden. Wer ihm helfen möchte, kann das bei einer DKMS-Typisierungsaktion im Rahmen des Maulbronner Weihnachtsmarkts tun. Foto: privat

Von Maik Disselhoff

Maulbronn. Zurzeit geht es Eliyas Mojadadi gut. Doch das kann sich jederzeit ändern, weil bei dem Fünfjährigen Ende Oktober eine Vorstufe von Leukämie diagnostiziert wurde. „Die Situation kann von heute auf morgen kippen. Die Erkrankung ist wie eine tickende Zeitbombe“, sagt die Mutter von Eliyas, Brunella Mojadadi. Deshalb ist es wichtig, dass ihr Sohn eine optimale Behandlung bekommt – am besten durch eine passende Stammzellspende.

Vor diesem Hintergrund plant die Familie Mojadadi eine Typisierungsaktion im Rahmen des Maulbronner Weihnachtsmarkts am 6. und 7. Dezember. Am Samstag zwischen 13 und 20 Uhr sowie am Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr können sich Menschen, die noch nicht als potenzielle Spender in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert sind, am Klostertor, dem westlichen Eingang zum Klosterhof, registrieren lassen. Das kostet nichts und tut auch nicht weh. Um sich bei der DKMS für eine mögliche Stammzellspende zu registrieren, ist lediglich ein Abstrich der Wangenschleimhaut mit einem Wattestäbchen nötig, das dann mit einer entsprechenden Einverständniserklärung an die gemeinnützige Organisation geht, die die Probe analysiert und in ihre Datei aufnimmt.

„Wenn viele kommen, erhöht das nicht nur die Chance auf eine passende Spende für meinen Sohn.“

Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann sich als Stammzellspenderin oder -spender registrieren. Brunella Mojadadi wünscht sich, dass am Weihnachtsmarktwochenende möglichst viele Menschen mitmachen, und betont: „Wenn viele kommen, erhöht das nicht nur die Chance auf eine passende Spende für meinen Sohn, sondern auch für viele andere Erkrankte.“ Warum ist das so? Wichtig ist, dass die Gewebemerkmale eines Betroffenen mit denen des Spenders möglichst übereinstimmen. Dann kann eine Knochenmarkspende Leben retten. Über die genauen Mechanismen und darüber, was geschieht, wenn ein Spender zum Einsatz kommt, informiert die DKMS im Internet ausführlich.

Eliyas hatte einen schwierigen Start ins Leben. Er hatte eine Sepsis und war ständig krank. Unzählige Male waren die Eltern Brunella und Omid mit ihrem Sohn bei Ärzten und in Krankenhäusern. Und immer wieder stellten die Mediziner fest, dass mit dem Blut von Eliyas etwas nicht stimmt. Bis zur endgültigen, gesicherten Diagnose Ende Oktober war es ein weiter Weg für die Familie. Erst ein Gentest habe darauf hingewiesen, dass ihr Sohn ein hohes Risiko habe, an Blutkrebs zu erkranken. Und nach zwei Knochenmarkpunktionen habe festgestanden, dass er MDS habe – „was eine Vorstufe zur Leukämie ist“, erklärt die Mutter, die beim Maulbronner Stadtrat Hans-Peter Lehner in dessen Versicherungsagentur als Vertriebsassistentin arbeitet. „Wir von der Württembergischen planen eine Typisierungsaktion für Eliyas auf unserem Campus in Kornwestheim“, berichtet Lehner. Neben den Helfern der DKMS kann die Mutter von Eliyas auch auf die Hilfe ihrer Agenturskollegin Claudia Sailer bei der Typisierungsaktion in Maulbronn bauen, die an beiden Tagen beim Registrieren hilft.

Brunella Mojadadi berichtet, dass ihr Sohn souverän mit seiner Situation umgeht. Erst als er gemerkt habe, dass er ständig mit Erkrankungen kämpft und seine inzwischen drei Jahre alte Schwester Melia nicht wie er andauernd ins Krankenhaus muss, kamen Fragen auf. Nach der Diagnose haben sich auch die Eltern gefragt, wie sie ihrem Eliyas erklären sollen, was er hat und was das bedeutet. Das Zahnputzlied „Hacki Backi“ war eine Brücke. „Wir haben ihm erklärt, dass er einen Hacki Backi im Blut hat, der dort Schaden anrichtet“, erzählt die 29-jährige Mutter, die ihrem Sohn auch gesagt hat, welche Folgen eine Behandlung mit sich bringt. „Zum Beispiel, dass ihm die Haare ausfallen können, was er im Krankenhaus ja bei jungen Patienten auch schon gesehen hat.“ Darauf habe er gemeint, dass er dann halt eine Glatze habe wie Onkel und Opa.

„Bei Kindern reicht es sogar, wenn hier nur eine Übereinstimmung von etwa 80 bis 90 Prozent gegeben sind.“

Blutkrebs hat viele Gesichter und ist – besonders, wenn sich eine passende Stammzellenspende findet – gerade bei jungen Betroffenen wie Kindern häufig gut behandelbar. „Nach der Diagnose habe ich mir natürlich, wie auch schon zuvor wegen der vielen Erkrankungen und des schwankenden Blutbilds, für das es lange keine Erklärung gab, große Sorgen gemacht. Inzwischen bin ich aber beruhigter. Es gibt bei Kindern viele Möglichkeiten, Leukämie zu behandeln.“

Optimal wäre die Spende des Geschwisterkinds, „aber das Gewebe meiner Tochter passt leider nicht“. An zweiter Stelle steht die Spende eines anderen Menschen. „Speziell bei Kindern reicht es sogar, wenn hier nur eine Übereinstimmung von etwa 80 bis 90 Prozent gegeben sind.“

Freuen würden sich die Eltern von Eliyas auch, wenn sich möglichst viele Menschen aus dem asiatischen Raum in Maulbronn registrieren lassen würden. Ihr Mann sei ein aus dem Iran stammender Afghane. Der ethnische Hintergrund hat Einfluss auf die Trefferquote einer Stammzellspende.

Wer die Familie unterstützen will, kann das sozusagen im Vorbeigehen auf dem Weg zum Maulbronner Weihnachtsmarkt mit einem kostenlosen vorgezogenen Geschenk an Eliyas tun – wenn das keine gute Kombination ist?

www.dkms.de

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