Kompromisslos
Leserbriefe
Zu: „Spontane Bahnstreiks“, 5.März 2024
Tausende von berufstätigen Frauen werden sich bei Claus Weselsky bedanken, beschert er ihnen doch durch die angekündigten Streiktage einen freien Tag und das genau zum Weltfrauentag. Wenn das nicht mal eine gute Nachricht ist, Shoppen statt Malochen. Doch Spaß beiseite. Natürlich haben die Beschäftigen keinen zusätzlichen freien Tag und müssen befürchten, wenn sie nicht zu ihrer Arbeit kommen (können), auch kein Geld zu erhalten. Aber auch Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten, Rentnerinnen und Rentner und so weiter werden mal wieder vergeblich am Bahnhof stehen. Dieses kompromisslose Festhalten an Forderungen auf beiden Seiten hat Dimensionen erreicht, die ein Land, das ohnehin vor großen wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen steht, an den Rand des Ruins bringt. Auch wenn viele Forderungen der GdL berechtigt sind und sich am Beispiel der hohen Boni-Zahlungen an Bahnvorständen entzündet haben, galt in der Vergangenheit immer, Augenmaß zu halten, Kompromisse zu finden und Zugeständnisse zu machen, auch mal Forderungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Wenn keine Seite nur einen Jota nachgibt, stehen nach dem alten Sponti-Spruch alle Räder still („wenn dein starker Arm es will“). Folge: Probleme verschärfen sich, und der Ruf nach dem „starken Mann“ wird lauter. Das hatten wir schon mal am Ende der Weimarer Republik. Aber scheinbar wollen wir hier in Deutschland nicht aus der Geschichte lernen. So wichtig die Zeichen für die Gesellschaft sind, die vielen Demonstrationen in den letzten Wochen alleine helfen nicht weiter.
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