Wird der Münchner Künstler Jonah Gebka der nächste Malerstar?
Kultur
Der Maler Jonah Gebka und seine Schau in der Galerie Thomas Fuchs waren die Entdeckung des Galerienrundgangs Stuttgart. Was macht die Bilder so besonders?

Jonah Gebka in seinem Studio
(Foto: Julia Milberger)
Von Nikolai B. Forstbauer
Bei der Eröffnung in der Galerie Thomas Fuchs (Reinsburgstraße 68A) am Vorabend des Galerienrundgangs Art Alarm am 20. und 21. September in Stuttgart hält sich Jonah Gebka weitgehend im Hintergrund. Groß, schlank, ein hagerer „Kerl“ inmitten überraschter Besucherinnen und Besucher. Was sie sehen, wirkt im besten Sinn eigen und verwirrt bei aller ablesbaren Konzeption männlicher Figuren in Innenraumarchitekturen durch eine gehörige Portion Magie. Was passiert da? „Warum das Orange“, fragt ein Besucher in den Galerieraum, „und warum diese fast scherenschnitthafte Figur?“. Jonah Gebka tritt eher vorsichtig hinzu und stellt sich mit den Worten vor: „Guten Abend, ich habe das gemacht.“
Das Bild „Why now“ etwa von 2023. Scheinbar dominiert von einem offenkundig auf einem Dielenboden knieenden jungen Mann. Möglicher Weise agiert er auf die Vorgabe eines TV-Yoga-Programms. Die mutmaßlich entsprechende Figur ist auf einem Bildschirm im oberen Bereich des Bildes zu sehen. Ein Hund steht zwischen Bildschirm und Akteur, sein Blick ist fragend und doch zugleich selbstbewusst. Raum, Akteur, Hund und Bildschirm: Sie alle sind vielfach ineinander verschränkt und verbunden – und bleiben doch jeweils respektvoll für sich. „Die Bilder der Ausstellung“, schreibt Galerist Thomas Fuchs, „kreisen alle um den häuslichen Raum, zielen aber darauf ab, die vermeintliche Wärme, Sicherheit und Ordnung, die dieser verspricht, aufzulösen oder zumindest infrage zu stellen.“
Jonah Gebka erzählt in der Galerie Thomas Fuchs vom Staunen
Jedoch ist da noch etwas anderes. Jonah Gebka erzählt von der Vorsicht in der Begegnung und verwischt in seinen Großformaten die Spuren der lesbaren Figuration in purer Farbmalerei. Immer wieder ist es ein in Orange drängendes Braun, das sich mit Schwarz und tiefem Blau verbindet. Aus diesem Dialog – durchaus ein Kräftemessen – entstehen Schattierungen, und man meint, in einen Echoraum der Farbe zu geraten.
1989 in Bonn geboren, hat Jonah Gebka an der Münchner Kunstakademie in der Malklasse von Karin Kneffel studiert. Und er zeigt in der Ausstellung der Galerie Thomas Fuchs, dass wirkliche Nähe vielleicht erst aus respektvoller Distanz entsteht. Wohl sind in den feinen Kleinformaten Figuren in einem Raum, in einem Bett auch, aber da ist viel Platz und Zeit für das Staunen über das jeweilige Gegenüber. Die Aufmerksamkeit gilt aber ebenso dem wohl konzipierten Raum und den Dingen darin. Es ist diese distanzierte Nähe, die auch den eigenen Klang der im Untergeschoss der Galerie Thomas Fuchs versammelten puren Außen- und Innenräumen begründet.
Jonah Gebka hat das gemacht. Schon als Souverän, noch als Maler vor dem ganz großen Auftritt. Der wird nicht lange auf sich warten lassen.
Jonah Gebka in Stuttgart
Wo?Die Schau „Jonah Gebka. Settings.“ ist bis zum 18. Oktober in der Galerie Thomas Fuchs in Stuttgart (Reinsburgstraße 68A) zu sehen. Parallel zeigt die Galerie Thomas Fuchs in ihren Räumen in der Augustenstraße 63 unter dem Titel „Stille Wellen“ neue Arbeiten des Stuttgarter Malers Yongchul Kim.
Wann?Die Ausstellung ist geöffnet: Mittwoch bis Freitag 13 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr.