SWR spart durch Einstellung von „Eisenbahn-Romantik“ jährlich eine Million Euro

Kultur

Seit Monaten gibt es Protest gegen das geplante Aus der SWR-Kultsendung „Eisenbahn Romantik“ – auch Märklin schaltet sich ein. Jetzt hat sich damit sogar die Landesregierung befasst.

Faszination Eisenbahn – viele Menschen bewegt das geplante Aus der SWR-Kultsendung „Eisenbahn-Romantik“. (Archivbild)

Faszination Eisenbahn – viele Menschen bewegt das geplante Aus der SWR-Kultsendung „Eisenbahn-Romantik“. (Archivbild)

(Foto: SWR)

Von Florian Dürr

Der Protest gegen die Einstellung der SWR-Sendung „Eisenbahn Romantik“ zum Jahresende hält weiter an – und hat nun auch den Landtag erreicht: Die grün-schwarze Regierung wurde in einer Kleinen Anfrage des SPD-Abgeordneten Jonas Weber gefragt, was die Ursachen für das Aus seien, wie sich die Zuschauerzahlen entwickelt haben und wie hoch die Produktionskosten seien.

Einsparungen des SWR machen auch vor beliebten Formaten nicht Halt

In der kürzlich veröffentlichten Antwort des Staatsministeriums weist Baden-Württembergs Staatssekretär für Medienpolitik, Rudi Hoogvliet, daraufhin, dass man mit Blick auf die „verfassungsrechtlich geschützte Programmautonomie des Südwestrundfunks (SWR) keine eigene Sachkenntnis zu den aufgeworfenen Fragen hat“. Das Staatsministerium beziehe sich in seinen Antworten deshalb auf eine eingeholte Stellungnahme des SWR.

Laut dem Sender spare man durch die Einstellung von „Eisenbahn-Romantik“ jährlich circa eine Million Euro. Der SWR müsse sich auf die „neuen Sehgewohnheiten und die neue Mediennutzung einstellen“, heißt es. Um etwa Ressourcen für die Entwicklung von Formaten für jüngere Zielgruppen zu schaffen, müssten auch solch beliebte Formate eingestellt werden. Zudem müsse man als beitragsfinanziertes Unternehmen „substanzielle Einsparungen“ vornehmen, um die „deutlich höheren Kostensteigerungen“ zu verkraften.

Ex-Moderator: SWR habe Sendung „schlecht behandelt“

In den vergangenen zehn Jahren habe der Marktanteil der Kultsendung im SWR-Sendegebiet zwischen 3,2 und 4,2 Prozent geschwankt. Das entspricht jeweils 15.000 und 67.000 Menschen. Im vergangenen Jahr hätten sich die Einschaltzahlen am unteren Ende der Skala bewegt.

Unverständnis darüber bei „Mister Eisenbahn-Romantik“ Hagen von Ortloff, der die Sendung jahrelang als Moderator geprägt hat. „Wir haben immer gespart und mussten mit relativ wenig Geld auskommen“, berichtet er aus seiner Zeit gegenüber unserer Zeitung. Die Zahlen seien nur vorgeschoben, wirft er dem SWR vor. „Wer die Sendung so schlecht behandelt, der kann hinterher nicht mit dem Argument kommen, dass die eh keiner guckt“, sagt von Ortloff.

Auch Modellbauer Märklin aus Göppingen hat sich Protest angeschlossen

Der 76-Jährige kritisiert, dass „Eisenbahn-Romantik“ immer wieder auf einen anderen Sendeplatz verschoben worden sei. „Dann ist klar, dass die Zuschauer erst einmal verwirrt sind und verloren gehen“, sagt er. Doch die Sendung hat trotz der Widrigkeiten nach wie vor viele Anhänger: Zehntausende haben die Petition für den Erhalt unterschrieben, in dieser Woche wurde die 30.000-Marke geknackt. „Welche Sendung hat so einen Zuspruch?“, fragt von Ortloff. Der SWR solle froh sein, „dass sich so viele stark machen“.

Sogar der Modellbauer Märklin aus Göppingen hat sich dem Protest angeschlossen: Mit einem Sonderwagen, auf dem steht: „Eisenbahn-Romantik muss bleiben!“ Dass die SWR-Verantwortlichen aber noch einmal umdenken, gilt als unwahrscheinlich. Das weiß auch Hagen von Ortloff, auch wenn er sagt: „Die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt.“