Zwei-Sterne-Köche konzipieren neues Menü im Eatrenalin – So schmeckt’s
Baden-Württemberg
Gleich vier Zwei-Sterne-Köche aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bringen ihre Kreationen in das Erlebnisrestaurant Eatrenalin ein. Das neue Menü ist nicht günstig, aber gut.

Am neuen Eatrenalin-Menü haben vier Meister ihres Fachs gearbeitet – jeder von ihnen ist als Küchenchef in einem Zwei-Sterne-Haus tätig.
(Foto: Eatrenalin Europa-Park)
Von Matthias Ring
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? So ähnlich könnte sich die Inhaberfamilie Mack im Europapark Rust gesagt haben, als es um die neue kulinarische Konzeption für das Eatrenalin ging. Im Herbst 2022 hatte man die Weltpremiere des einzigartigen Erlebnisrestaurants mit dem spanischen Küchenchef Pablo Montoro gefeiert. Zuletzt verantwortete für ein kurzes Zwischenspiel Alexander Mayer, der aus dem Hotel Atlantik in Hamburg gekommen war, das Menü. Nun folgt die naheliegende Lösung mit einem Koch, der schon seit 2012 im Europapark ist: Peter Hagen-Wiest, der dort mit seinem Team im Ammolite – The Lighthouse Restaurant zum elften Mal in Folge mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet ist.
Eatrenalin im Europa-Park: Peter Hagen-Wiest kocht mit Freunden Der gebürtige Österreicher Jahrgang 1977 ist also alles andere als eine Notlösung, zumal er schon bei der Entwicklung des Eatrenalin beratend zur Seite stand. Jetzt hat er erstmals das neue (auch vegetarisch erhältliche) Erlebnismenü präsentiert.
Der Clou: Peter Hagen-Wiest hat dafür drei befreundete Köche eingeladen, die allesamt Küchenchefs in Zwei-Sterne-Restaurants sind und von denen jeder einen Gang zum Menü beisteuert: Christian Kuchler vom Restaurant Schäfli in Wigoltingen, Stefan Heilemann aus dem Widder in Zürich sowie Paul Stradner von der Villa René Lalique in Wingen-sur-Moder.
Eatrenalin: Ein Menü, das alle Sinne anspricht
Acht Gänge, acht Sterne, heißt es also, wobei es streng genommen nur vier „richtige“ Gänge sind, die aber das kulinarische Niveau so steigern, dass auch das Eatrenalin ein Kandidat für einen Michelin-Stern sein dürfte. Wobei sich die Inspektoren ein wenig schwer mit der Auszeichnung tun könnten, da nach diesem Auftaktmenü, das bis Weihnachten laufen soll, wieder eine andere Konstellation hinter der Küche stehen wird. Um das Profil des Hauses zu schärfen, schwebt Peter Hagen-Wiest aber dann nur ein Gastkoch vor, wie er nach der Premiere verrät. Tagtäglich umgesetzt wir das Menü ohnehin von 14 hauseigenen Köchen, derweil er selbst weiterhin fünf Tage die Woche im Ammolite steht, um die zwei Sterne zu verteidigen.
Am multimedialen Entertainment-Programm im Eatrenalin hat sich derweil nichts geändert. Nach einem Glas Champagner und ersten Apéros in der Lounge geht es zu Fuß in den Raum „Waterfall“, wo eine Künstliche Intelligenz namens Lisa die 16 Gäste pro Tour begrüßt. Erst im nächsten Raum werden die „Floating Chairs“ enthüllt, auf denen man fortan wie schwerelos von Erlebnis zu Erlebnis gleitet. Im „Ocean“-Setting wird in eine qietschbunte Unterwasserwelt eingetaucht, um danach an die Oberfläche in den Sonnenuntergang zurückzukehren. Hier gibt es eine zweiteilige Vorspeise von Stefan Heilemann mit Lachsforelle und Krustentiertatar, die ein fein austariertes Süße-Säure-Spiel mit sich bringt und neben ausgeprägter Exotik durch Passionsfrucht auch eine gewisse Schärfe.
Gastspiel im Eatrenalin: Paul Stradner kocht sonst im Elsass
Nach Miniaturen in süß, sauer, bitter, salzig gleitet man zu „Umami – Asiens fünfte Dimension“ an eine lange Theke wie in einer japanischen Sushibar. Paul Stradner, der im Elsass klassisch französisch kocht, sei überrascht gewesen, dass ausgerechnet er hier liefern soll – was ihm aber mit Bravour gelingt. Auch dieses Gericht ist zweiteilig mit Rotbarbe, Miso und einem saftigen Paket Pak Choi in einem straffen Sud aus Zitrusfrüchten, dazu als Luxuskick eine kleine Dose Imperial Kaviar. Mit Shiitake-Pilzen im Zwiebelsud zum japanischen Eierstich Chawanmushi wird es erdig-würziger.
Der anschließende Flug ins „Universe“ ist wegen eines Sonnensturms recht rumpelig. Mit Blick auf einen sehr großen blauen Planten wird es aber nicht zwanghaft abgespaced, sondern superklassisch: Reh im Wellington-Style, umhüllt von Wirsing und Blätterteig, mit Entenleber, Sellerie, Rotkohl und einer getrüffelten Jus.
„Kontraste machen doch die Spannung aus“, sagt der dafür verantwortliche Christian Kuchler, in dessen Traditionsbetrieb am Bodensee „Geschmack und Handwerk“ im Vordergrund stehen. Zum Abschluss senkt sich im Raum „Incarnation“ ein riesiger kreisrunder Konferenztisch für das Dessert von Hausherr Peter Hagen-Wiest: Das Süß-Cremige einer Schokotarte mit Ananas wird einem herb-frischen Mangoeis mit Tamarinde gegenüberstellt. Da wünscht sich am Ende sogar die Künstliche Intelligenz, „einmal so zu schmecken und fühlen wie Sie“.
Fazit: Was kostet das Erlebnis im Eatrenalin? Trotz aller „Experience“ drumherum, in der mit Pathos nicht gegeizt wird und manchmal Raumdüfte zusätzlich die Sinne benebeln – die Kulinarik kann dagegen bestehen und hat gegenüber der Weltpremiere vor knapp drei Jahren an Substanz gewonnen. Die Gastköche, die sich für das Finetuning „einen intensiven Tag“ lang vor Ort mit Peter Hagen-Wiest abstimmten, sind mit ihrer Stilistik eine echte Bereicherung für diese Erlebnisreise. Und was kostet der Spaß inzwischen? Zum Vergleich: In der noch fokussierteren „Hochküche ohne Hokuspokus“ im Ammolite zahlt man für komplexe acht Gänge ohne Getränke 235 Euro. Für die Show im Eatrenalin muss man inklusive Getränkebegleitung bis hin zur Champagner- und Sommelier-Edition 255 bis 445 Euro pro Person investieren.
Eatrenalin Europa-Park; Roland-Mack-Ring 5; Rust; Mo, Do-So ab 17.10 Uhr