ZDF überträgt erstmals queeren Gottesdienst - mit Polizeischutz
Panorama
Ein TV-Gottesdienst, der polarisiert: Das ZDF zeigt erstmals eine queere katholische Messe. Vor der Kirche steht vorsorglich ein Polizeiwagen.
Am Sonntag zeigt das ZDF erstmals eine queere katholische Messe. (Symbolbild)
(Foto: lazyllama - stock.adobe.com)
Von red/kna
Das ZDF überträgt am Sonntag erstmals einen queeren katholischen Gottesdienst live aus Münster. Die Feier beginnt um 9.30 Uhr in der Kirche Sankt Anna im Stadtteil Mecklenbeck und wurde von der Queergemeinde Münster vorbereitet, wie der Sender mitteilte. Wegen möglicher Proteste werde die Veranstaltung von der Polizei abgesichert.
Gemeinde will Gespräch ermöglichen
„Wir wissen als Gemeinde, und auch das ZDF, dass dieser Gottesdienst polarisiert“, sagte Gemeindemitglied Jan Diekmann dem Portal katholisch.de. Deshalb werde ein Streifenwagen vor der Kirche bereitstehen. Einlasskontrollen seien jedoch nicht vorgesehen.
Der Begriff queer bezeichnet Menschen, deren sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht - etwa lesbische, schwule, bisexuelle, trans- oder nicht-binäre Personen. Die katholische Kirche tut sich seit langem schwer im Umgang mit queeren Menschen, da sie gleichgeschlechtliche Beziehungen offiziell nicht als mit ihrer Lehre vereinbar anerkennt.
Die Queergemeinde Münster besteht seit 1999 und versteht sich als offener spiritueller Raum für Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten in der katholischen Kirche. Ihre Gottesdienste feiert sie normalerweise in der Krypta der Antoniuskirche, die für eine Fernsehübertragung zu klein wäre.
Papstzitat prägt Gottesdienst-Thema
Der Gottesdienst steht unter dem Thema „Wer bin ich ... für dich?“. Damit nimmt er laut Diekmann Bezug auf ein Zitat von Papst Franziskus, der sagte: „Wenn ein Mensch homosexuell ist, den Herrn sucht und guten Willen hat - wer bin ich, ihn zu verurteilen?“ Im Mittelpunkt stünden persönliche Glaubenszeugnisse queerer Christinnen und Christen. Der Gottesdienst werde in einer sensiblen und inklusiven Sprache gefeiert. „Wir möchten einfach nur zeigen, dass queere Menschen einen Glauben haben und wie lebendig sie den feiern können.“
Paarsegnungen sind für die Übertragung nicht vorgesehen. Die Gemeinde spreche sich jedoch klar für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare aus, betonte Diekmann mit Blick auf die aktuelle Debatte über eine entsprechende Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz. Die Diskussion würde viele Gläubige „verletzen und retraumatisieren“.
Kirche ringt mit queeren Gläubigen
Der Queer-Gottesdienst Münster ist Teil der Reihe katholischer Fernsehgottesdienste, die das ZDF sonntags im Wechsel mit evangelischen Feiern sendet. Nach der Ausstrahlung steht ein ökumenisch besetzter Telefondienst für Gespräche mit Zuschauern bereit.